Warum ein erholsamer Schlaf für uns essenziell ist
Ein Drittel unseres Lebens verschlafen wir. Warum hat die Natur das so eingerichtet? Was passiert in unserem Körper in den jeweiligen Schlafphasen und wie gelingen erholsame Nächte? Diese und weitere Fragen beantwortet PD Dr. med. Marc Spielmanns im Interview.
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Herr PD Dr. med. Spielmanns, warum ist Schlaf für uns so wichtig?
Ein regelmässiger Schlaf-Wach-Rhythmus ist für die allgemeine Befindlichkeit und die Erholung des Menschen zwingend erforderlich und stellt eine für ein gesundes Leben unerlässliche Notwendigkeit dar. Denn er kompensiert Stress physischen oder/und sozialen Ursprungs.
Der Grund und auch die Steuerung für einen regelmässigen Schlaf liegt im Zentralnervensystem, dem Gehirn. Das Gehirn leistet jeden Tag enormes und muss eine Vielzahl an Sinneseindrücken und Informationen kontinuierlich verarbeiten, weshalb eine Ruhephase erforderlich ist. In der Regel ist die Kapazität der Leistungsfähigkeit eines Gehirns nach rund 14-16 Stunden erschöpft und eine Erholungsphase ist notwendig. Durch wissenschaftliche Untersuchungen wissen wir heute, dass der Schlaf insbesondere auch für die Gedächtnisleistung erforderlich ist. Über den Tag gesammelte Informationen, Ereignisse und Impressionen werden während des Schlafs aus einem «Zwischenspeicher» (Hippocampus) auf die «Festplatte» (Neokortex) übertragen. Dies geschieht aber im Wesentlichen nur im Schlaf, da Inputverarbeitung im Zwischenspeicher und abspeichern im Langzeitgedächtnis beim Menschen nicht gleichzeitig funktionieren können.
In der Nacht wird auch erheblich Energie gespart. Neben einer Reduktion der Körpertemperatur, werden Entgiftungsprozesse im Körper vermehrt aktiviert und das Immunsystem stimuliert.
Rund ein Drittel des Lebens verbringt der Mensch im Schlaf. Wenn der Schlaf nicht eine absolute Notwendigkeit darstellen würde, wäre er eine komplette Fehlentwicklung in der Natur. Nahezu jedes Lebewesen schläft oder braucht Zeit zum Ruhen. Schlaf beansprucht demnach einen erheblichen Anteil der Lebenszeit des Menschen.
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PD Dr. med. Marc Spielmanns, Ärztlicher Direktor (Zürcher RehaZentren l Klinik Wald),Chefarzt Pulmonale Rehabilitation (Zürcher RehaZentren l Klinik Wald und Davos), Leiter Zentrum für Schlafmedizin
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Verändert sich das Schlafverhalten im Verlauf eines Lebens?
Ja, das Schlafverhalten und auch das Schlafbedürfnis verändern sich. Im Erwachsenenalter schläft man ungefähr sieben bis siebeneinhalb Stunden. Nur wenige Menschen kommen auf Dauer mit wenig Schlaf aus. Vor allem die sogenannte Kernschlaf von ca. 6 Stunden sollten dauerhaft nicht unterschritten werden, weil diese vom Körper benötigt wird.
Welche Schlafphasen gibt es?
Wir unterscheiden im Wesentlichen drei Schlafphasen: Leichtschlaf, Tief- und Traumschlaf. Sie treten in dieser Reihenfolge zyklisch auf. Von diesen Schlafzyklen kann man beim normalen Schlaf drei bis fünf solcher Phasen nachweisen, wenn man eine entsprechende Schlafstadienanalyse durchführt. Überwiegend befinden wir uns im Nachtschlaf aber im Leichtschlaf. Auch Weckreaktionen treten regelhaft auf und nahezu jede Nacht werden wir mehrfach wach. Nicht immer können wir uns dann daran erinnern. Auch mehrere Schlafpositionswechsel sind normal.
Um einen erholsamen Schlaf zu haben, braucht es von der Gesamtschlafzeit einen Anteil an Tief- und einen Anteil an Traumschlafphasen. Die Anteile sind recht variabel von Nacht zu Nacht und auch von Mensch zu Mensch. Dennoch ist ein Schlaf, welcher dauerhaft keinen Tief- oder Traumschlaf beinhaltet, zumeist nicht erholsam.
Was passiert dann genau im Körper?
Im Tiefschlaf ist der Körper des Menschen auf Regeneration eingestellt. Darum ist es gar nicht so einfach, jemanden aus dem Tiefschlaf zu wecken. Es werden wichtige Vorgänge initiiert, etwa die Ausschüttung von Wachstumshormonen. Etwa 20 Prozent des Nachtschlafs bleiben Normalschläfer im Tiefschlafstadium.
Den Traumschlaf nennt man wegen des Auftretens von schnellen Augenbewegen auch REM-Schlaf (REM, Rapid Eye Movement). Während des REM-Schlafs ist die Muskulatur bis auf gelegentliche Zuckungen vollkommen entspannt. In vier von fünf Fällen, in denen Menschen aus einer REM-Phase geweckt werden, berichten diese davon, geträumt zu haben, weshalb dieser Name entstanden ist. Es wird aber durchaus auch in den anderen Schlafphasen geträumt. Funktionell werden Informationen vom Kurz- ins Langzeitgedächtnis übertragen. Auch diese Schlafphase macht in etwa 20 Prozent des Gesamtschlafs aus.
Was passiert, wenn wir zu wenig schlafen?
Bereits nach einer Nacht mit einem schlechten Schlaf fühlen wir uns nicht leistungsfähig, lustlos, müde, unkonzentriert und träge. Aufgrund des bisher Gesagten kann man sich leicht vorstellen, dass bei einem gestörten Schlaf die Prozesse eben auch nicht adäquat ablaufen. Neben der fehlenden Erholung treten mittelfristig körperliche Funktionsstörungen vermehrt auf. Tatsächlich sind bei einer längerfristigen Schlafstörung Prozesse feststellbar die einem schnelleren Alterungsprozess entsprechen. Dies sieht man den Schlafgestörten in der Regel auch schnell an.
Was kann unseren Schlaf beeinträchtigen?
Ein erholsamer Schlaf ist sehr von der äusseren Umgebung abhängig. Jeder Mensch kann berichten was für ihn die Voraussetzungen für einen guten Schlaf sind. Genauso kann zumeist auch jeder Gegebenheiten schildern, welche zu einem schlechten Schlaf führen. Dementsprechend ist die Varianz für beides, erholsamer und nicht-erholsamer Schlaf, recht gross. Üblicherweise braucht es für eine ausreichende Schlafqualität eine ruhige, geräuscharme Umgebung. Die Räumlichkeit sollte gut gelüftet und nicht zu warm sein. Auch die Qualität des Bettes und der Bettauflagen nehmen Einfluss. Licht ist ein wesentliches Steuerungselement für den Schlaf-Wachrhythmus.
Schwere Mahlzeiten vor dem Schlafengehen genauso wie übermässiger Alkoholkonsum sollten vermieden werden. Körperliche Aktivität am Tag ist schlafförderlich, wogegen Sport am Abend sich unter Umständen negativ auswirken kann, wenn er zu intensiv ist oder zu nah an der Zubettgehzeit liegt.
Können Milben die Schlafqualität verschlechtern?
Ja, das können sie. Vor allem der Kot der Hausstaubmilben verursacht häufig Allergien. Diese können dann die Nachtruhe nachhaltig stören, denn in der Nacht ist der betroffene Mensch ja maximal den Allergenen ausgesetzt. Typische Beschwerden sind nächtlicher Husten, Behinderung der Nasenatmung durch Schleimhautschwellungen und vermehrter Juckreiz und Hautausschlag.
Bei einer bekannten Hausstaubmilben-Allergie kann deshalb eine Sanierung des Schlafzimmers in eine milbenarme Zone sehr segensreich sein und zu einer deutlich besseren Schlafqualität führen. Zunächst sollte aber - bevor umfangreiche und zum Teil teure Sanierungen aufgegleist werden - die Diagnose gesichert werden. Hierzu dienen Hauttests (sogenannte Pricktest) mit anschliessender Bestätigung durch den Nachweis von spezifischen Immunglobulinen gegen Hausstaubmilben im Blut.
Heutzutage kann auch eine Hyposensibilisierung gegen die Hausstaubmilben gute Erfolge erzielen.
Welche Massnahmen empfehlen Sie bei einer Milbenallergie?
Das Schlafzimmer und die Betten immer gut durchlüften. Milben mögen es warm und kuschelig. Da muss man dagegenhalten. Kochbare Bettwäsche, Allergiker-Bettauflagen, Allergiker Matratzen oder Matratzenhüllen sogenannte Encasings sind ebenfalls hilfreich. Auch ist es von Vorteil Vorhänge und Teppichböden durch Lammellenstoren und Holzfussböden zu ersetzen. Wichtig ist zudem eine regelmässige Reinigung des Bodens mit einem Staubsauger, der einen HEPA-Filter aufweist und die Partikel einschliesst. Auch können Luftreiniger zum Einsatz kommen, welche die umherfliegenden Staubpartikel, Bakterien und Viren abfiltrieren.
Welche Punkte gilt es für eine erholsame Nacht zu beachten?
Aus dem bisher Gesagten wird klar, dass die Probleme welche zu einer Schlafstörung führen können, sehr unterschiedlich sein können. Aufgeführt sind nur ein Bruchteil von Problemstellungen in der Schlafmedizin. Letztendlich kann der Patient eine schlafmedizinische Sprechstunde aufsuchen. Hier werden dezidiert alle Ursachen sukzessive abgefragt, erfasst und bei Bestätigung der Diagnose auch behandelt.
Bei jedem Patienten ist es ein wenig anders und eine individualisierte Therapie ist oftmals erforderlich. Meist liegen auch mehrere Probleme gleichzeitig vor, welche auch ein interdisziplinäres Vorgehen notwendig machen. Deshalb arbeiten in unserem Schlafzentrum (Schlafmedizinisches Zentrum Zürcher Oberland am GZO Wetzikon) Internisten, Allergologen, Lungenspezialisten und Psychiater, welche alle schlafmedizinisch zusatzqualifiziert sind, Hand in Hand.
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Das vollständig HEPA-13-versiegelte Gerät, entfernt 99,95 % der Staubmilben mit einem vollständig versiegelten HEPA-13-Filter, so dass alles was hineinkommt auch drin bleibt.
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Der "Nachtmodus" Nachtmodus: keine störende Lichter oder Geräusche - nur saubere, gereinigte Luft